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unesco-welterbe bergpark wilhelmshöhe

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Am 23. Juni 2013 hat die Kommission der UNESCO in Phnom Penh, Kambodscha, entschieden, den Bergpark Wilhelmshöhe in die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt aufzunehmen. Die circa 560 Hektar große Welterbestätte ist der erste Bergpark weltweit, dem diese Ehre zuteil wird. Die UNESCO zeichnet die Anlage damit als herausragendes und einzigartiges Zeugnis europäischer Bau- und Gartenkunst aus.

Die Anfänge der Gestaltung gehen auf die 1680er Jahre zurück. Der Park erstreckt sich vom monumentalen Herkulesbauwerk über die 350 Meter lange Kaskadenanlage hinunter zum Schloss Wilhelmshöhe und darüber hinaus. Die gartenkünstlerisch gestaltete Anlage gilt als eine der größten Europas und bildet ein einzigartiges Kulturdenkmal. Das Schloss Wilhelmshöhe im Park diente bis 1866 den Landgrafen und Kurfürsten von Hessen-Kassel, später den preußischen Königen und deutschen Kaisern als Sommerresidenz.


Der Bergpark Wilhelmshöhe als UNESCO-Welterbe


Dem Welterbeprogramm liegt der Leitgedanke zugrunde, dass Teile des Kultur- oder Naturerbes von außergewöhnlicher Bedeutung sind und erhalten werden müssen. Dazu müssen sie drei Bedingungen erfüllt sein, die als als Outstanding Universal Value (OUV) bezeichnet werden: Einzigartigkeit, historische Echtheit und Unversehrtheit. Diese Kriterien erfüllt der Bergpark Wilhelmshöhe aufgrund der:

Wasserkünste

MHK_Kaskaden mit Herkules_Foto Arno Hensmanns_MA23753.jpgGroße Kaskaden, Barocke Wasserspiele, Foto Arno Hensmanns, MHK

Ein einmaliges Schauspiel bieten die berühmten Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe. Die barocken Anlagen, die sich vom Herkules-Monument abwärts über die Kaskaden erstrecken, entstanden Ende des 17. Jahrhunderts unter Landgraf Carl von Hessen-Kassel (reg. 1677–1730).

Mit der Idee monumentaler Wasserkünste am Berg unterschied sich Landgraf Carl von den Standesgenossen seiner Zeit. Während Andere ihren Herrschaftsanspruch in weitläufigen ebenen Parklandschaften zur Schau stellten, triumphierte er in Kassel über die Natur, indem er ungeheure Wassermassen scheinbar auf der Spitze eines Berges entfesselte und kunstvoll in Bahnen lenkte.


MHK_Teufelsbrücke mit Höllenteich_Foto Arno Hensmanns_ma22403.jpgTeufelsbrücke mit Höllenteich, Romantische Wasserspiele, Foto Arno Hensmanns, MHK

Bis heute werden für die Wasserspiele insgesamt 750 000 Liter Wasser in verschiedenen Becken gesammelt und durch unterirdisch unter dem Habichtswald verlaufende Röhren weitergeleitet.

Landgraf Wilhelm IX. – der spätere Kurfürst Wilhelm I. (reg. 1785–1821) ließ die barocken Wasserspiele ab Ende des 18. Jahrhunderts durch monumentale Wasserbilder im Sinne eines englischen Landschaftsgartens ergänzen.


MHK_Bergpark Wilhelmshöhe_Große Fontäne_ma23139.jpgGroße Fontäne, Foto Arno Hensmanns, MHK

Heute können Besucher den Wasserspielen ab dem Herkules-Denkmal folgen. Sie wandern entlang der Großen Kaskaden in den Park hinein, zu tosenden Wasserfällen, romantischen Bachläufen und verwunschenen Seen bis hin zu einer rund 50 Meter hohen Fontäne. Aufsteigend in Form eines Geysirs bildet sie einen der zahlreichen Höhepunkte nach den zurückgelegten 230 Höhenmetern.

Anschließend haben Besucher die Möglichkeit, mit dem Wasser weiter im Park zu spazieren, z. B. zum Jussow Wasserfall, ins Tal der Flora oder zur Roseninsel. Lohnend ist auch der Blick von einem der vielen besonderen Aussichtspunkte.

Technische Innovationen

MHK_Technik_Wasserspiele_Foto Gerald Geyer.jpgTechnik der Wasserspiele, Foto Gerald Geyer, MHK

Der Wille des Bauherrn Landgraf Carl von Hessen-Kassel (reg. 1677–1730) die Naturgewalt Wasser zu beherrschen, hatte in Kassel erheblichen Einfluss auf den technischen Standard. So holte der Landgraf den Ingenieur Denis Papin an seinen Hof, um eine Maschine zu entwickeln, die es möglich machen sollte, größere Mengen Wasser zu heben. Papin konstruierte eine dampfbetriebene Pumpe, deren Druck allerdings keine Rohre der Zeit standhielten.

Auch wenn diese Maschine in Kassel nicht zum Einsatz kam, war sie doch der direkte Vorläufer der Dampfmaschine, die wenig später die Welt revolutionierte.


MA22091.jpgRohrleitungen im Bergpark Wilhelmshöhe, MHK

Die Notwendigkeit, für die Wasserspiele druckfeste Rohre zu bauen, führte in den landgräflichen Gießereien zu wegweisenden Fortschritten, ein Teil der 300 Jahre alten Rohrleitungen sind – im Gegensatz zu allen übrigen Parkanlagen jener Zeit – bis heute in Gebrauch.

Herkulesfigur

ma22127.jpgHerkules im Bergpark Wilhelmshöhe, Fot Arno Hensmanns, MHK

Mit der kühnen Konstruktion der insgesamt 11,30 Meter großen Herkulesfigur in schwierigster Lage – auf der Spitze einer steilen Pyramide auf einem Grottenbauwerk auf dem Gipfel des Karlsberges – bekrönte Landgraf Carl von Hessen-Kassel seinen Willen, das Unmögliche zu wagen und den Naturgewalten zu trotzen.

Die zwischen 1713 und 1717 geschaffene Figur, eine Kupfertreibarbeit des Augsburger Goldschmieds Johann Jakob Anthoni über einem schmiedeeisernen Traggerüst, ist eine Nachbildung der antiken Skulptur des »Herakles Farnese«, die Landgraf Carl während seiner Italienreise 1700 in Rom gesehen hatte.


Herkules_Blick_auf_Kassel.jpgBlick auf Kassel, Foto Arno Hensmanns, MHK

Dargestellt ist der ausruhende und über seine zwölf Heldentaten nachdenkende Herkules. Weithin sichtbar soll die monumentale Herkulesstatue die Tugenden eines gerechten und weisen Herrschers und die Allmacht des Landgrafen Carl versinnbildlichen. Über die Achse der Kaskadentreppen ist, ganz im Sinne des absolutistischen Herrschaftsdenkens, eine enge Verbindung hinunter zum Schloss und somit zwischen dem Halbgott und den Hessischen Landgrafen hergestellt.

Die technisch einzigartige Kasseler Herkulesfigur ist ein früher Vorläufer der kupfergetriebenen Statuen des Industriezeitalters wie der New Yorker Freiheitsstatue oder dem Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung war die für Zeitgenossen riesig und übermenschlich erscheinende Monumentalplastik auf dem Karlsberg die qualitätsvollste aus Kupfer getriebenen Großskulptur der Erde.


Welterbe erleben


Die Museumslandschaft Hessen Kassel als Trägerin der Liegenschaft Bergpark Wilhelmshöhe übernimmt die Aufgabe, das kulturelle Erbe der Landgrafen von Hessen-Kassel zu bewahren und in Gegenwart und Zukunft zu gestalten. Wir wollen den Bergpark Wilhelmshöhe auch für künftige Generationen als universell einzigartige Kulturlandschaft erlebbar machen: